Glaibasler Charivari 2025: So bunt und vielseitig wie der ESC!
8. Februar 2025 | Andreas Kurz
Die Premiere liess keine Wünsche offen. Mit musikalischen Glanzleistungen, pointierten Schnitzelbankversen und einem spielfreudigen Schauspiel-Ensemble in Topform begeisterte das Charivari sein Publikum vom ersten Ton an. Tosender Applaus und eine Standing Ovation waren die Belohnung für herausragende Leistungen.

«Das Charivari 2025 zeigt, wie viel Leidenschaft und Kreativität in der Basler Fasnacht steckt. Die Vielfalt macht das Charivari zu einem unvergleichlichen Event. Wir freuen uns, dieses Erlebnis mit unseren Besuchern teilen zu dürfen», sagte Erik Julliard, Programmchef. Und der Regisseur Lucien Stöcklin ergänzte: «Die Raamestiggli greifen eine Vielzahl von Themen auf und machen das Charivari lebendig und abwechslungsreich. Es ist uns gelungen, das Publikum auf hohem Niveau zu unterhalten.»
Zum Auftakt nahm das Ensemble das Weltgeschehen mit einem kritischen Blick ins Visier. Neben den US-Wahlen und dem Zürcher Böögg, der nicht brennen durfte, war auch der ESC in Basel ein Thema. Von Beginn weg zeigten Tatjana Pietropaolo, Tim Koechlin, Beatrice Waldis, Olivia Zimmerli, Cyril Giger und Stephanie Schluchter eine ausdrucksstrake Leistung. Letztere feiert dieses Jahr ihr 20-jähriges Bühnenjubiläum. Grossartig wie im Raamestiggli «Anno 1357» ein mittelalterlicher Visionär von seiner Idee eines grossen Volksfests erzählte – es wurde herzhaft gelacht. Hoch zu und her ging es im Stiggli «Genau!», bei dem sich vier Freundinnen in einer «Baiz» zum Tee-Kränzli trafen und sich während des Gesprächs in ihre Männer verwandelten. Und in «Dringend gsuecht» kam auch die Basler Polizei nicht ungeschoren davon.
Knackige Verse und erstklassige Fasnachtsmusik
Die Pfeifergruppe Schäärede, vor 20 Jahren eigens für das Charivari ins Leben gerufen, überzeugte einmal mehr durch hochstehende Piccolokunst. Nach einem prächtigen «Verhäxt» im ersten Teil zogen sie das Publikum nach der Pause mit ihrem Jubiläumsmedley «Schääriläum» in ihren Bann – ein wahrer musikalischer Genuss! Eine präzise «Retraite à discrétion» präsentierte die zweite Pfeifergruppe, d Spitzbuebe, begleitet vom Ausnahmetambour Ivan Kym. Für wunderbare klassische Fasnachtsklänge, unter anderem mit dem «Hanswurscht», war die Spale-Clique verantwortlich. Sämtliche Register zog auch der Schnitzelbank Gwäägi und beeindruckte mit überraschenden Verswendungen. Insbesondere ihre Verse zu den BVB und den Polizeiskandalen erhielten von den Zuschauern grossen Beifall. Treffsicher zeigte sich auch der zweite Bank, s Dintelimpli, und punktete unter anderem mit seinen politischen Pointen. Die Guggenmusiken Uelischränzer Basel 1979 und die 75-jährige Schränz-Gritte brachten mit ihrem kraftvollen Sound das Volkshaus zum Zittern. Stimmig abgerundet wurde das fasnächtliche Programm durch die gemeinsamen Tambourensoli der Rotstab-Clique Liestal 1930 und der Fasnachtzunft Ryburg. Zwischen den Programmpunkten sorgten die aussergewöhnlichen Musiker Patrick Stalder an der Klarinette und Marwin Näpflin am Schwyzerörgeli sowie der Basler Spitzentambour Maurice Weiss mit packenden «Jam-Sessions» für lebhafte und energiegeladene Intermezzi – ein musikalischer Höhenflug. Nach jedem Programmteil wurden Punkte vergeben, ganz im Stil des ESC – ein witzig inszeniertes, durchgehendes Element.
E Scheen Charivari
Den krönenden Abschluss bildete eine originelle Persiflage auf den Eurovision Song Contest. Das Finale mit der Charivari-Rockband, den Schäärede, den Solisten und dem Schauspiel-Ensemble entführte das Publikum – unter dem Titel «E Scheen Charivari (ESC)» – in ein eine schrill-bunte Welt und setzte den emotionalen Schlusspunkt unter einen mitreissenden Vorfasnachtsabend.